... hingeschaut und weggesehen ...Vom Untergang der jüdischen Gemeinde Papenburg-Aschendorf
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde beginnt im Oktober 1843 mit der Gründung der Synagogengemeinde Aschendorf und endet im Januar 1942 mit der Deportation der letzten noch verbliebenen jüdischen Mitbürger aus Papenburg.
Die Anfänge
Die offizielle Gründung der Synagogengemeinde Aschendorf erfolgte, nach Genehmigung durch die Bezirksregierung in Osnabrück, im Oktober 1843. Die Gemeinde umfasste elf Familien mit 62 Familienmitgliedern oder, wie es damals hieß, „62 Seelen", und erstreckte sich von Papenburg über Aschendorf bis Heede Das Schwergewicht der jüdischen Bevölkerung mit 40 Personen lag in Aschendorf, wo sich auch, am Rande der Tunxdorfer Berge, der jüdische Friedhof befand (und befindet) und die Familie Benjamin war seit fast 100 Jahren in Aschendorf ansässig. Für Aschendorf als Mittelpunkt der neuen Synagogengemeinde sprach auch die dort bereits zwei Jahrzehnte zuvor erbaute Synagoge. Vorsteher der Gemeinde wurde im Jahre 1844 Jonas S. Wiesenfeld aus Aschendorf und der Papenburger Moses Hes übernahm das Amt des Rechnungsführers.
In den folgenden Jahren erfolgte aus wirtschaftlichen Gründen die Abwanderung jüdischer Familien aus Aschendorf während die jüdische Bevölkerung in Papenburg wuchs. Im Juni 1863 erhielten die jüdischen Familien in Papenburg die Genehmigung zur Gründung einer eigenständigen Synagogengemeinde und wählten den Schlachter Meier Moses Hes zum Vorsteher der Papenburger Gemeinde. Vier Jahre später, im Sommer 1867, kaufte die Gemeinde am Hauptkanal links Nr. 51 ein Grundstück mit Haus und errichtete darin eine Lehrerwohnung und einen Schulraum für den Religionsunterricht. Ein ebenfalls im Haus befindlicher Gebetsraum war allerdings nicht mehr als eine „notdürftig eingerichtete Diele“. Es dauerte fast zwanzig Jahre, bis am 12. Mai 1887 auf dem Grundstück, wo heute die Sparkasse Emsland steht, eine neue Synagoge eingeweiht werden konnte.
Die jüdische Gemeinde in Aschendorf bestand im Jahre 1909 nur noch aus drei Familien mit insgesamt 22 Personen. Die Synagoge in der Kirchstraße (heute Von-Galen-Straße) war baufällig geworden und musste auf Anordnung des Landratsamtes abgerissen werden. Die verwertbaren Abbruchmaterialien wurden versteigert und das Grundstück verkauft. Am 01. März 1914 wurde die Aschendorfer Juden in die Synagogengemeinde Papenburg eingemeindet.
Im Jahre 1928 gehörten 100 Personen zur Synagogengemeinde Papenburg; darunter auch die jüdischen Familien aus Aschendorf, Rhede und Heede. 1932 waren es noch 96 Personen. In einer Notiz der Ems-Zeitung zur Einwohnerzahl am 01. Januar 1934 in Papenburg hieß es: „Juden gibt es in unserer Stadt 70 (Vorjahr 72).“
Soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung in der NS-Zeit
In Papenburg begann der Boykott am Freitag, den 31. März. SA Männer stellten sich vor die Geschäfte, um die Kundschaft abzuschrecken. Bei den jüdischen Schlachtern war die Papenburger SA schon am Vortag aufmarschiert und beschlagnahmte deren Schächtmesser, die hinter dem Rathaus öffentlich verbrannt wurden.
Am 29. August 1933 berichtete die Ems-Zeitung über die Verhaftung von Siegmund Mindus, dem Sohn von Ruben Mindus am Gasthauskanal. Er war von untersetzter Statur, hatte rötliche Haare und die Papenburger nannten ihn „Teddy“. Anlass der Verhaftung war angeblich „unsittliches Verhalten“. Der Papenburger SA-Mann Weber drohte: „Sollte die Festnahme diese Wüstlings nicht in aller Kürze erfolgen, besteht die Gefahr, dass dieser Mensch eines Tages der Volksjustiz zum Opfer fällt.“ Das NS-Hetzblatt „Der Stürmer“ veröffentlichte schon 1932 einen Artikel unter der Überschrift: „Rassenschande in Papenburg – ein Jude schändet Deutsche in aller Öffentlichkeit“
1933 begann auch die Diskriminierung jüdischer Mitglieder in den Vereinen. So etwa beim Papenburger Schützenverein, dessen Kassierer Sally Baier war. Seine Arbeit für den Verein war, auch von der Ems-Zeitung, regelmäßig gelobt worden. Nach der Generalversammlung im März 1933 tauchte der Name Baier einfach nicht mehr auf.
Im Dezember 1933 ließ der preußische Innenminister Hermann Göring Feuerwehrabzeichen für 25-jährige Dienstzeiten verleihen. In der Papenburger Liste war Meier Hes aufgeführt, aber als Jude wurde ihm eine Ehrenmedaille verweigert.
Im Sommer 1934 schrieb der Papenburger Bürgermeister Richard Jansen an den Kreisbauernführer in Rhede: „Werter Pg. Mir ist zu Ohren gekommen, dass der Jude Leser Mitglied des AnglerSportvereins ist. Ich bitte nun um gefl. baldige Mitteilung, ob Leser tatsächlich Kriegsteilnehmer ist. Wie ist der Ruf und Charakter des Leser …“. Nach einer für Leser positiven Stellungnahme konnte er im Aschendorfer Angelsportverein bleiben. In seinem Bericht dazu an die Regierung Osnabrück schrieb Jansen: „Ich kann mich zu dieser Mitgliedschaft nicht bekennen, zumal der Bruder als Greuelverbreiter bereits in ein Konzentrationslager einsaß“.
Am 2. August 1935 startete die Papenburger SA zu einer erneuten Aktion gegen Siegmund Mindus. Der Anlass war ein Blumenstrauß, den Siegmund einer verheirateten Frau geschenkt hatte. Die SA-Leute hängten ihm Plakate und eine große Trommel um und trieben ihn durch die Straßen. Danach wurde Siegmund durch den Polizeichef Schäfer festgenommen und abgeführt.
Dazu schrieb Bürgermeister Janssen in seinem Bericht an den Landrat in Aschendorf „… Ich bitte deshalb, über Mindus die Schutzhaft zu verhängen und bei ihm die Unfruchtbarmachung in Anwendung zu bringen.“
Augenzeugenbericht:
„Ich weiß zwar nicht mehr genau die Zeit, aber an den Vorfall erinnere ich mich ganz genau. Es war ein Freitag. Mit einem Mal höre ich die Pauke und sehe, wie der Siegmund (Teddy) Mindus da ankommt. So ein Schild um den Hals und ich meine SA dabei. Auf dem Schild stand in unflätiger Art, dass er Jude war und ein Verhältnis zu einer ,,deutschen Frau" habe. Er musste die Leute zusammenpauken, um ihnen das Schild zu zeigen. Die ,,deutsche Frau" wurde aber auch mitgetrieben /?/, daran erinnere ich mich genau. Sie hatte auch ein Schild um und darauf stand sinngemäß: ,,Ich hab' was mit 'nem Judenlümmel!". Die Frau lief etwas getrennt von Teddy und wurde bald wieder losgelassen. (…) Die meisten Papenburger haben darüber entrüstet und verständnislos mit dem Kopf geschüttelt. Aber eben nicht alle Papenburger. Und von den SA-Leuten, die den Teddy da herumführten, meine ich, wären auch welche aus Papenburg gewesen."
(U. Eissing, Gedenkbuch S. 241 ff)
Auch nichtjüdische Papenburger waren betroffen. Der Landwirt Hermann Walker unterhielt geschäftliche Beziehungen zum Schlachter David Selig aus der Friederikenstraße. Die Reaktion des Bürgermeisters war ein Schreiben vom 14. Juni 1937 an den Ortsbrandmeister Oberg: „Durch diese Handlungen hat Walker das Ansehen und die Belange der Freiw. Feuerwehr hier in hohem Grade geschädigt. Ich ordne deshalb an, dass Hermann Walker ab sofort aus der Freiw. Feuerwehr Papenburg auszuschließen ist.“
„Wenn Maimarkt oder Augustmarkt war, wurde über der Zugangsstraße zum Marktplatz, die sich damals rechts vom Rathaus befand, ein großes Transparent angebracht: “Juden unerwünscht!“ Ich habe mich allerdings nicht darum gekümmert und bin trotzdem auf den Markt gegangen. Zum Glück bin ich auch nie erwischt oder angezeigt worden. Was haben wohl die Papenburger gedacht, als sie das Transparent sahen? Haben sie genau so unbekümmert wie sonst an den Markttagen gefeiert?“
(W. Polak, Erinnerungen… S. 19)
Im Frühjahr 1937 begann der Viehwirtschaftsverband Weser-Ems bei der Kreisbauernschaft in Aschendorf die systematische Schließung der jüdischen Viehhandlungen und Schlachtereien vorzubereiten. Nach einer Verordnung vom Januar 1937 sollten die Viehhändler nicht zugleich Schlachter sein, was aber bei den meisten jüdischen Betrieben in Papenburg der Fall war. Bis Anfang 1938 war sämtlichen Schlachtern die Viehhandelserlaubnis entzogen worden. Im nächsten Schritt wurde auch den übriggebliebenen Schlachtereien die Betriebserlaubnis entzogen. Ein
Sachbearbeiter des Viehwirtschaftsverbandes Weser-Ems bat die Stadt Papenburg um genaue Angaben über die Einwohnerzahl und die Zahl der vorgenommenen Hausschlachtungen „um die frei werdenden Kontingente der jüdischen Schlachter auf die arischen Firmen verteilen zu können“. Am 4. November 1938 schickte die Stadt Papenburg die Unterlagen über die jüdischen Schlachtereien an das Gewerbeaufsichtsamt in Emden mit der Meldung: „Sämtliche Schlachtereien sind eingestellt“.
Wenig später wurden auch das Lederwarengeschäft von Ignatz Hes und Bernhard Rothschild sowie der Tabakwarenhandel von Sally Baier stillgelegt. Damit war den jüdischen Familien die wirtschaftliche Existenzgrundlage entzogen.
* Bericht in der EZ vom 03. August 1935
Jüdischer Rasseschänder wird durch die Straßen geführt
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„Reichskristallnacht" und die Folgen
In Papenburg begannen die gewalttätigen Übergriffe gegen die jüdischen Mitbürger am frühen Morgen mit der Verhaftung aller erwachsenen, jüdischen Männer. Um 5.15 Uhr war Kaufmann Ignatz Hes bereits verhaftet und im Polizeigefängnis in Schutzhaft genommen. Ebenfalls verhaftet wurden Sally Baier, David Selig, Meier Hes, Markus Hes, Bernhard Rothschild, Siegmund Mindus, Michel Meyer, Samuel Leser, Isidor Hes und Isaak Polak. Von Papenburg wurden sie über Osnabrück in das KZ Sachsenhausen bei Berlin abtransportiert. Lediglich Ignatz Hes und Isidor Hes blieben im Papenburger Polizeigefängnis, da sie krank waren und als nicht transportfähig galten.
Die Verhaftungsaktion lief bis gegen 5.30 Uhr, dann begann die SA ihr Zerstörungswerk vorzubereiten: „Nach der Verhaftung der jüdischen Männer ging die SA von einem jüdischen Haus in das andere und teilte den Frauen mit, dass die Häuser in den nächsten Stunden abgebrannt würden.Gleichzeitig stellten sie die Gashähne ab. Eine wilde Angst befiel die Frauen, die noch das Wertvollste zusammenzupacken versuchten.“
Um 7.30 Uhr begannen etwa 20 SA-Männer mit der Zerstörung der Synagoge. Mit einer langen Latte wurden die Fensterscheiben eingestoßen. Die Eingangstür wurde aufgehebelt und das Feuer gelegt. Die Synagoge mit den Thorarollen und anderen religiösen Ritualgegenständen wurde vollständig abgebrannt. Die Synagoge wollte zuerst nicht richtig brennen, so daß mehrere SA-Männer Kanister mit Benzin heranschafften. Das hinter der Synagoge stehende jüdische Schulhaus wurde ebenfalls in Brand gesteckt. Stehen gebliebenes Mauerwerk rammte die SA mit einem schweren Balken ein. Die Zerstörung der Synagoge geschah vor den Augen der Öffentlichkeit. Die Lehrlinge und das Personal der umliegenden Geschäfte, die Kinder auf dem Schulhof der Kirchschule, die Passanten und Schaulustigen konnten den Brand verfolgen. Auch die Feuerwehr war da. Nur durfte sie nicht löschen, sondern hatte die benachbarten Häuser vor den Flammen zu schützen.
Vom Hauptkanal rechts, gegenüber der brennenden Synagoge, führte ein Weg an dem Schulhof der alten Kirchschule und hinter den Häusern der Friederikenstraße entlang. Auf diesem Weg schleppten die SA-Männer die schweren Benzinkanister zum Wohn- und Geschäftshaus der seit 1844 bestehenden Lederwarenhandlung Hes u. Rothschild in der Friederikenstraße. Gegen 9.30 Uhr drangen die SA-Männer ein, zündeten das Haus an und plünderten das Warenlager. Das nächste Ziel war die Tabakwarenhandlung Baier am Hauptkanal rechts. Dort wurde die Ladeneinrichtung zertrümmert, das Warenlager geplündert sowie Schmuck und Bargeld gestohlen. Das Haus der Familie Polak am Deverweg wurde ebenfalls gestürmt.
„Auch zu unserem Hause kam ein SA-Trupp mit Benzinkanistern um es in Brand zu stecken. Meine Mutter war mit uns Kindern allein zu Haus, denn mein Vater war ja verhaftet worden. Die SA durchsuchte unsere Wohnung nach Schmuck und anderen Wertgegenständen. Der Schmuck wurde mitgenommen und verschwand ebenso wie eine schöne, goldene Spieluhr meines Vaters. Alle Vorbereitungen zur Brandstiftung waren getroffen. Und selbst die Feuerwehr war schon angerückt; doch nicht, um ein eventuelles Feuer zu löschen. Nein, sie sollte das Haus unseres Nachbarn vor einem Übergreifen des Brandes schützen. Doch der machte ein großes Spektakel und protestierte laut, dass auch sein Geschäft in Flammen aufginge, wenn bei uns Feuer gelegt würde. Kurzerhand verbot der Polizeiwachtmeister Schäfer den SA-Leuten unser Haus anzustecken. So blieb wenigstens unser Haus erhalten“.
(W. Polak, Erinnerungen… S. 10)
Die Zerstörung des Hauses von Ruben Mindus am Gasthauskanal begann am Nachmittag gegen 16.00 Uhr. Das Gemäuer des Hauses war alt und feucht. Das Haus wollte nicht richtig brennen und mit einem dicken Balken rammte die SA die Vorderfront des Hauses ein. Hausrat wurde zerschlagen oder auf die Straße geworfen. Vor dem Haus drängten sich die Schaulustigen. Mit Anbruch der Dämmerung kamen aus den umliegenden Häusern die Kindern mit ihren Laternen, gingen von Haus zu Haus, sangen ihre Martins-Lieder in der Hoffnung auf milde Gaben. Denn am Abend des 10. November 1938 war „Kipp-Kapp-Kögel“. … doch damit war die Geschichte noch nicht zu Ende…
Am 12. November werden im Reichsgesetzblatt neue Verordnungen „zum Schutz der deutschen Rasse" verkündet.
1. Den deutschen Juden wird die Zahlung einer "Sühneleistung" von einer Milliarde RM auferlegt.
2. Alle Schäden… sind von den jüdischen Inhabern sofort zu beseitigen. Sie haben selbst die Kosten dafür zu tragen. Versicherungsansprüche werden zugunsten des Reiches beschlagnahmt.
In Papenburg erfolgten am 12. November im Auftrag der städtischen Polizeiverwaltung weitere Aufräumarbeiten an den beschädigten oder zerstörten jüdischen Häusern. Die Rechnung ging an den Auftraggeber. Bezahlt aber wurde sie von dem Sparbuch der Firma Hes u. Rothschild, das die Polizei im Verlaufe der Zerstörungsaktion, zwei Tage zuvor, zusammen mit 410 RM Bargeld im Geldschrank der Firma „sichergestellt“ hatte. Das Ledergeschäft von Ignatz Hes und Bernhard Rothschild in der Friederikenstraße und die Tabakwarenhandlung von Sally Baier am Hauptkanal, wurden am 31. November 1938 von einem Liquidator „abgewickelt“.
In Papenburg gibt es keine jüdischen Betriebe mehr
Im Dezember 1938 wurden die verhafteten Papenburger Juden aus dem KZ-Sachsenhausen entlassen, mit der Auflage, ihre Auswanderung vorzubereiten. Diese Auflage war eine brutale Drohung. Viele Juden waren in Sachsenhausen an den Folgen von Misshandlungen verstorben, unter ihnen Hermann Sax aus Aschendorf. Am 31. Dezember wurde den Papenburger Juden vom Bürgermeister Janssen folgende Zwangsverfügung zugestellt: „Alle Juden, welche aus der Schutzhaft entlassen worden sind um ihre Auswanderung zu betreiben, haben sich einmal in der Woche, und zwar am Mittwochvormittag von 10-11 Uhr, im Zimmer 13 des Rathauses zu melden, um über den Fortgang ihrer Auswanderung zu berichten“. Widrigenfalls drohte der Bürgermeister mit 50 RM Geldstrafe oder einer Woche Haft. Vor dem Weg ins rettende Ausland mussten bewegliches wie unbewegliches Vermögen, Möbel und Hausrat, Grundstücke, Ländereien und Häuser verkauft werden. Auch die Stadt Papenburg kaufte Grundstücke auf.
An der Friederikenstraße erwarb sie die Besitzung des Ledergeschäftes Hes & Rothschild. Für 3.300 Reichsmark wechselte das Grundstück am 22. November 1938 den Besitzer. Für 1.000 Reichsmark kaufte die Stadt am 22. Dezember 1938 das Grundstück von Eva Meyer, der Tochter des Schlachters Abraham Meyer, am Mittelkanal links 10. Ebenfalls am 22. Dezember 1938 erwarb die Stadt ein zentral, am Hauptkanal links, gelegenes Baugrundstück. Das Kaufangebot hatten der Viehhändler Markus Hes und der Kaufmann Ignatz Hes am 5. Dezember 1938 aufsetzen und beurkunden lassen: „Die jüdische Synagogengemeinde Papenburg verkauft an die Stadt Papenburg den im Grundbuche von Papenburg Band XXXVII Blatt 1351 verzeichneten Grundbesitz und die Parzelle 799/256 des Kartenblatts 3 der Gemarkung Papenburg in dem Zustande, in welchem sich das Grundstück zur Zeit befindet und ohne Gewähr für Größe, Güte und Beschaffenheit für den vereinbarten Kaufpreis von siebenhundert Reichsmark. Die aufstehenden Gebäulichkeiten sind mitverkauft und in dem Kaufpreise einbegriffen.“
Die „aufstehenden Gebäulichkeiten“ waren die Trümmer der Synagoge und des Schulgebäudes. Die behördliche Genehmigung des Verkaufes, erforderlich seit der Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens vom 3. Dezember 1938, erteilte der Regierungspräsident in Osnabrück am 14. April 1939. Ausstehende Gebühren, Abgaben oder Steuern waren vom Kaufpreis abzuziehen und der Rest auf das Sperrkonto einer Devisenbank einzuzahlen. Trümmer der Synagoge lagen noch das ganze Jahr 1939 hindurch auf dem Grundstück hinter dem Kriegerdenkmal. Erst am 27. April 1940 berichtete die Regierung Osnabrück nach Hannover, dass alle Trümmer restlos beseitigt seien. (U. Eissing, Gedenkbuch S. 117 ff)
Flucht und Vertreibung
Die Abwanderung der Papenburger Juden hatte schon 1933 mit Josef Hes begonnen, der nach der Reifeprüfung am Gymnasium über Holland nach Palästina gegangen war ... weiter
Deportation
Am 01. Oktober 1941 wurde ein Auswanderungsverbot für alle in Deutschland lebenden Juden erlassen. Überall in Deutschland erhielten die Juden ab Herbst 1941 Aufforderungen von der Polizei, sich zur „Evakuierung" an Sammelplätzen einzufinden ... weiter
Was ist des Unschuldigen Schuld?
Wo beginnt sie?
Sie beginnt da, wo er gelassen
mit hängenden Armen, schulterzuckend daneben steht.
Den Mantel zuknöpft, die Zigarette anzündet und spricht:
Da kann man nichts machen.
Seht, da beginnt des Unschuldigen Schuld.
(Gerty Spies)